Einblicke in die Kunstszene
“Offene Ateliertage im Landkreis Haßberge” als offizieller Auftakt der KUNSTSTÜCK-Saison
Insgesamt acht Künstlerinnen und Künstler aus dem Landkreis öffnen am Wochenende die Türen ihrer Ateliers und freuen sich auf zahlreiche Besucher. Foto: Jannina Hector
Besondere kulturelle Einblicke warteten am Wochenende vom 2. bis 3. Oktober im Landkreis Haßberge auf viele interessierte Besucher: im Rahmen des diesjährigen KUNSTSTÜCK-Programms öffneten acht Künstlerinnen und Künstler die Türen ihrer Ateliers- und Werksräume und gewährten einen exklusiven Einblick in ihr künstlerisches Schaffen.
Die Reihe der offenen Ateliers eröffnete am Freitag der Glasbläser Olaf Schönherr in Theres. Gut 30 große und kleine Besucher blickten ihm in seiner Glasbläserwerkstatt über die Schulter und waren Feuer und Flamme für die kleinen Kunstwerke, die er über der offenen Flamme erschuf. Wo Olaf Schönherr normalerweise an ausgefallenen und größeren Kunstwerken für Ausstellungen weltweit arbeitet, entstanden an diesem Tag für seine Besucher bunte Glaskugeln und filigrane Glasfiguren, mit denen er sein Kunsthandwerk erläuterte. Kleine Kinderaugen staunten nicht schlecht, als der Künstler das geschmolzene Glas zu Kugeln mit einem gezielten Luftstrom zu zarten Kugeln formte oder mit geschickten Bewegungen Schleifen und Formen legte.
Bei goldenem Herbstwetter lockten auch in Königsberg, Hofheim und Rabelsdorf die offenen Ateliers viele Besucher an. In der Königsberger Altstadt zeigte die Malerin Ingrid Tadje ihre farbenfrohen Kunstwerke. Vor historisch anmutendem Fachwerk begeisterten ihre Bilder mit strahlenden Farben die neugierigen Besucher, die bei Zwiebelkuchen und kleinen Leckereien gerne auf einen Plausch mit der Künstlerin verweilten.
Nur wenige hundert Meter entfernt konnte der Bildhauer Gerhard Nerowski gut 120 Besucher in seinen Atelierräumen begrüßen. Seine überregional bekannte „Holzcomic“ lädt zum Staunen ein und entrückt die Proportionen: ein Sektkorken in Größe eines Kleinkindes, eine mehr als ein Meter große Maske auf dem Boden oder ein LKW-großer Tennisschläger, der die Besucher im Innenhof begrüßt – Nerowskis Werke faszinieren mit Detailliebe und seinem einzigartigen Comic-Stil.
Auch in Hofheim luden zwei Künstlerinnen zum Blick in Ihre Kreativstätten ein. Jannina Hector freute sich über mehr als 200 Besucher an den offenen Ateliertagen. In ihrem idyllischen Atelier in der Mühle zeigte sie neue Arbeiten ihrer Druckgrafik und Malerei, darunter auch ihre „Corona-Edition“, die in den vergangenen Monaten entstanden ist. Farbenfroher Druck im Kleinformat auf dreilagigen Toilettenpapier. Hamsterkäufe sind hierbei ausgesprochen erwünscht und sicherlich eine einzigartige Erinnerung an ein historisches Ereignis im Rückblick.
Eine echte Premiere feierte die Kalligrafin und Künstlerin Melina Müller in der Hofheimer Innenstadt. Zum ersten Mal öffnete sie am 3. Oktober die Türen zu ihren neuen Workshop- und Atelierräumen. Vor und im historischen Stadthaus erwarteten die Besucher die liebevoll eingerichteten neuen Kreativräume, in denen interessierte sich auch selbst in der Kunst der schönen Buchstaben und Schnörkel probieren konnten.
Im beschaulichen Rabelsdorf warfen knapp 50 Besucherinnen und Besucher im Atelier Falke einen Blick in die denkmalgeschützte Scheune der seit 1980 in den nördlichen Haßbergen lebenden Künstlerin Ulli Falke. In ihren lichtdurchfluteten Arbeitsräumen stellte Falke ihre Kunstwerke aus. Filigran gearbeitete „Kerbholze“ und farblich harmonische Bilder in Lasurtechnik unterstreichen das kreative und nahezu meditativ anmutende Ambiente des Scheuenateliers von Ulli Falke
Weniger Glück mit dem Wetter, aber dennoch viele Besucher hatte der Objektkünstler und Maler Hannes Betz in Westheim. Mehr als 100 Interessierte kamen auf einen Besuch in seinem Kunst und Kunsthandwerkerhof vorbei. In den Galerienräumen zeigt er seine neusten Werke aus Holz und Metall. Darunter auch einzigartige Bilder aus Spinnennetzen, die er mit einer besonderen Technik auf Leinwand bannt.
In Knetzgauer Ortsteil Hainert öffnete zeitgleich der Bildhauer Reinhard Schneider seine Türen und Gartentore. Besucher kamen nicht nur in den Genuss einer privaten Führung durch den wunderschön angelegten Herbstgarten, in dem sich zahlreiche seiner Skulpturen präsentieren, sondern erfuhren auch, wie die übergroßen Steinguss-Skulpturen in verschiedenen Arbeitsschritten entstehen.
Mit den „offenen Ateliertagen“ fiel gleichzeitig der offizielle Startschuss für das KUNSTSTÜCK 2020/21. Auf Grund von Corona wurde entschieden, in diesem Herbst auf eine Eröffnungsveranstaltung zu verzichten und stattdessen die dezentral im Landkreis verteilten offenen Ateliers als Saison-Auftakt zu verstehen.