Einblicke in die Kunst der Glasmanufaktur

Okt 25, 2020 | KUNSTSTÜCK, Olaf Schönherr, Veröffentlichungen

Lichtbildervortrag des Glasbläsers Schönherr in Fabrikschleichach

Olaf Schönherr bei seinem Vortrag über die Kunst des Glases. Foto: Kulturstelle Landkreis Haßberge

Fabrikschleichach – Schauplatz fränkischer Galsbläserkunst? Anfang des 18. Jahrhundert wurde das beschauliche Örtchen im Steigerwald Standort der Glashütte des berühmten Barockbaumeisters Balthasar Neumann und damit Hochburg der Glasproduktion, bis zu ihrer Einstellung im Jahre 1866. Wo einst prunkvolle Spiegel- und Fensterglas entstanden, stellt nun knapp 160 Jahre später mit dem Glasbläser Olaf Schönherr ein heutiger Meister seines Faches aus. Der gebürtige Thüringer lebt und arbeitet seit 2012 in seinem Atelier in Theres und zeigte seine filigranen Glaskunstwerke bereits im australischen Melbourne sowie im Europäischen Museum für modernes Glas in Rödental. Internationale Bekanntheit in der Szene erlangte er vor allem mit einer 2004 patentierten und von ihm entwickelten neuartigen Technik, mit der strukturierte Überfanggläser in Laminattechnik entstehen.

In der alten Pottaschesiederei von Fabrikschleichach, dem heutigen Café Ton, wurde die temporäre Ausstel-lung Schönherrs am Samstagabend (24.10.2020) mit einem Lichtbildervortrag des Künstlers zur Glasproduktion eröffnet. Die Veranstaltung fand im Rahmen des jährlichen Kulturprogramms des Landkreis Haßberge, KUNSTSTÜCK, statt und sollte ursprünglich bereits im April 2020 durchgeführt werden. Corona bedingt kam es damals allerdings zu einer Absage und beim Nachholtermin im Herbst war viel Glück im Spiel. Während der November-Lockdown bereits seine Schatten voraus warf, war der Abend auf Grund der strengen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen nur im kleinsten Kreis mit weniger als 20 Besuchern möglich. Die Hausherrin Susanne Lillich sowie Künstler Schönherr freuten sich daher vor allem, dass der Vortrag trotz der steigenden Corona-Zahlen stattfinden konnte.

Vor dem interessierten, wenn auch Corona-bedingt kleinen, Publikum referierte Schönherr als Glasbläsermeister über Allgemeines und Historisches zum Thema Glas. Wie wurde erstmals das Glas „entdeckt“? Worin liegen die Unterschiede zwischen dem bekannten Ofenglas der Barockzeit bis hin zum Lampenglas aus Thüringen und Lauscha? Was hat es mit der venezianischen Fadenglastechnik auf sich?
Mit Rohstoffen aus der Glasproduktion und Glasrohlingen, die zur Weiterverarbeitung von Glaskunstbläsern verwendet werden, zeigte Schönherr anschaulich, dass „jedes Glasobjekt eine Geschichte erzählt“. Mit Fotografien seiner Glaskunst und aus dem Entstehungsprozess ausgewählter Objektes wurde sichtbar, wie seine filigranen Kunstwerke aus Glasrohren an der Flamme entstehen. Auch ein Einblick in die Entwicklung des Ausbildungswese von damals zu heute kam dabei nicht zu kurz. Durchaus kritisch sieht er dabei, dass sich in den letzten 25 Jahren viele Aspekte in der Ausbildung „zum negativen verändert“ haben. Die Zahl an Praxisstunden verringerte sich deutlich, man habe zunehmend „an der Praxis vorbei ausgebildet“, so Schönherr. Aktuell würden nur noch wenige, „eine Hand voll junger Leute“, das tra-ditionelle Handwerk erlernen – nicht von ungefähr ist der Beruf des Glasmachers und -bläsers seit 2019 zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben worden.